Arztbewertungsportale im Internet
Heterogene Qualität der vorhandenen Angebote
Im Jahr 2008 ist in der Zeitschrift "Gesundheitswesen" eine Studie erschienen, die alle damals wichtigen Arztbewertungsportale untersucht hat [1]. Sie stellt heraus, dass die Portale von sehr heterogener Qualität sind: Bewertungsverfahren sind nicht immer nachvollziehbar und nicht vergleichbar, Aufnahmekriterien für Ärzte nicht eindeutig, die einzelne "Note" stützt sich oft nur auf wenige Bewertungen, die Kriterien, nach denen bewertet wurde (wenn sie überhaupt erkennbar waren), sind sehr unterschiedlich. Das Fazit der Studie: die derzeit vorhandenen Portale sind nicht in der Lage, Nutzern eine angemessene Hilfestellung bei der Suche nach dem geeigneten Arzt zu geben.
Mündig durch verlässliche Informationen
Das Ideal der Gesellschaft geht vom informierten Patienten zum mündigen Verbraucher, der kompetent über die Inanspruchnahme einer Leistung entscheiden kann. Sowohl Politik als auch Verbraucherverbände fordern gezielt dazu auf, mehr Verantwortung für die eigene Gesundheit zu übernehmen und durch informierte Entscheidungen mitzugestalten. Ein Gesundheitssystem aber, das die Selbstverantwortung fördern will, muss für Patienten und Verbraucher transparent sein. Wichtige Informationen müssen leicht zugänglich und verständlich bereitgestellt werden. Denn nur gut informiert kann ein Patient z. B. das Recht auf freie Arztwahl im Sinne der bestmöglichen Versorgung gezielt ausüben. Gesundheitsinformationen gibt es in inflationärer Zahl. Umso wichtiger sind dabei verlässliche Informationen, die eine Entscheidung wirklich unterstützen. Der Nutzer muss einschätzen können, was die Information wert ist, die er bekommt. Gerade weil die Entscheidung für einen Arzt nicht nur auf der Grundlage „harter“ Faktoren getroffen wird, sondern nach sehr subjektiven Vorlieben. Bislang fehlte für Nutzer und Anbieter ein geeigneter Qualitätsstandard, der ein seriöses und nicht interessengeleitetes Angebot zu erkennen hilft.
Qualitätskriterien für Arztbewertungsportale
Vor diesem Hintergrund haben Bundesärztekammer (BÄK) und Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) im Dezember 2008 dem Ärztlichen Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ) den Auftrag erteilt, einen Katalog mit Anforderungen für gute Arztbewertungsportale zu erarbeiten. Dazu hat das ÄZQ einen Expertenkreis aus Juristen und Qualitätsfachleuten einberufen, der entsprechende Kriterien entwickeln und formulieren sollte. Das Angebot wurde gesichtet, die entsprechende Literatur recherchiert. Allerdings gibt es in diesem Bereich auch international kaum wissenschaftliche Publikationen und entsprechende Methodik, auf der Kreis hätte zurückgreifen können. Nach einjähriger Arbeit wurde im Dezember 2009 ein Anforderungskatalog vorgelegt, der erstmals Qualitätsstandards für Arztbewertungsportale definiert.
Für die 2. Auflage wurden die Erfahrungen aus dem 1. Clearingverfahren für Arztbewertungsportale 2010 eingearbeitet. So wurden die Kriterien z. B. durch Erläuterungen spezifiziert und thematisch zusammengefasst. Zudem wurden zwei neue Qualitätskriterien aufgenommen. Die aktuelle Auflage des Anforderungskataloges wurde gemeinsam mit der Bundespsychotherapeutenkammer und der Bundeszahnärztekammer weiterentwickelt.
Der Kriterienkatalog "Gute Praxis Bewertungsportale" besteht aus folgenden drei Versionen:
Literatur:
1. Emmert M, Maryschock M, Eisenreich S, Schöffski, O. Arztbewertungsprotale im Internet – geeignet zur Identifikation guter Arztpraxen? Gesundheitswesen 2009;71(4):e18-e27.Details
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